Evelyn Kustatscher

Evelyn Kustatscher, Jahrgang 1976, ist in St. Andrä aufgewachsen und entdeckte hier auch ihre große Leidenschaft für die Frühzeit unserer Geschichte. Die  Ausgrabungsarbeiten an der alten Straße von Brixen nach St. Andrä faszinierten sie. Bei Ausflügen zu den Geislern und zum Peitlerkofel brachte sie jede Menge Steine mit nach Hause, die sie in einem eigenen Schrank fein säuberlich aufbewahrte.
So war es auch nicht verwunderlich, dass Evelyn nach Abschluss des Realgymnasiums in Brixen Naturwissenschaften in Ferrara studierte. Die Forschung ließ sie nicht mehr los. Sie promovierte und spezialisierte sich auf fossile Pflanzen. In den letzten 10 Jahren hat sie mehr als 30 Publikationen in nationalen und internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht.
Seit 2005 arbeitet Evelyn als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Naturmuseum Südtirol, wo sie unter anderem für paläontologische Sammlungen und besondere Ausstellungen mit geologischem Hintergrund verantwortlich ist. Dazu gehören etwa der Darwin-Day oder die Lange Nacht der Museen.
Neben ihrer Arbeit im Naturmuseum nimmt sie immer wieder an internationalen Kongressen teil und bearbeitet die paläobotanischen Sammlungen der verschiedenen  Museen Europas. 2009 erhielt sie einen Lehrauftrag für Paläobotanik an der Universität Innsbruck; 2011 wurde ihr ein Stipendium der Humboldtstiftung (Deutschland) zugeteilt. Derzeit arbeitet sie an einer Ausstellung über die Dinosaurier der Dolomiten und koordiniert ein Forschungsprojekt über die Reptilien und Pflanzen, die vor circa  250 Millionen Jahren in den Dolomiten gelebt haben.
Vielen dürfte sie auch im Zusammenhang mit dem Lehrpfad in der Bletterbachschlucht bekannt sein. Diesen hat sie maßgeblich mitgestaltet. Evelyn lebt in Bozen.
Im vergangenen Oktober 2014 ist Evelyn Kusstatscher mit dem Südtiroler mit dem Südtiroler Forschungspreis ausgezeichnet worden. Der Preis ist mit 30.000 Euro dotiert, er wird von der Autonomen Provinz für vielversprechende Forscher unter 40 Jahren ausgeschrieben. 70 Prozent des Forschungspreises sind zweckgebunden und müssen in die Weiterbildung der Preisträger fließen.

3 Fragen an Evelyn

Was fasziniert Dich an Fossilien?
Fossilien erzählen uns von einer Zeit, als es den Menschen noch nicht gab, als das Gebiet der heutigen Dolomiten in den Tropen lag und von völlig anderen Tieren und Pflanzen bewohnt war. Es ist spannend herauszufinden, welche Tiere und Pflanzen vor mehr als 230 Millionen Jahren gelebt haben.

Wie wichtig war Deine Kindheit in St. Andrä für Deinen beruflichen Werdegang?
Der direkte Kontakt mit der Natur auch Dank meinen Eltern hat mich stark mit der Heimat verbunden, mir meine Wurzeln gegeben. Ob es das Wandern mit dem Opa oder das Beeren und Pilze sammeln mit meinen Eltern war, es ging immer darum, die Augen offen zu halten und die Natur zu verstehen. Nichts anderes wird auch von meinem Beruf verlangt.

Was fällt Dir ein oder auf, wenn Du an St. Andrä denkst?
St. Andrä ist in den letzten 10-15 Jahren unheimlich gewachsen. Wenn ich zu Hause bin, erkenne ich viele Leute, die ich auf der Straße treffe, gar nicht. Und trotzdem ist und bleibt es irgendwie immer ein kleines Dorf, das in viel Grün eingebettet ist. (ab)