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22. Januar 2014
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Schützenkompanie St. Andrä – Heimat leben und gestalten

Ein genaues Gründungsdatum gibt es für die Schützenkompanie nicht. Das Schützenwesen in unserem Dorf reicht aber – so wie im ganzen Land – sicherlich sehr weit in die Geschichte zurück. Die Wiedergründung erfolgte 1955.

Ein Blick in die lange Geschichte

Im Landlibell von Kaiser Maximilian, einem Gesetz von 1511, in dem die Landesverteidigung umfassend geregelt ist, erhielt die Tiroler Bevölkerung einerseits das Privileg, nur zur Verteidigung des Landes aufgeboten zu werden, andererseits auch die Pflicht, für eben diese Landesverteidigung selbst sorgen zu müssen.

In der Folge entstanden überall Schützengruppen. So wird ein Landsturm von St. Andrä im Zusammenhang mit der Schlacht bei Spinges 1797 erwähnt, auch wenn die Männer schlußendlich nicht daran teilnahmen. 1809 werden die Schützen im Rahmen der Befreiungskriege in der Sachsenklemme und am Bergisel genannt. Der Gerichtsanwalt und Anführer Johann Kircher vom Kircherhof in St. Leonhard wird am 23. Dezember 1809 in Brixen hingerichtet. Ihm zu Ehren hat die Kompanie 1984 einen Gedenkstein vor seinem Heimathaus errichtet.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts verloren die Schützen zwar ihre militärische Bedeutung, die Pflege der alten Tradition blieb aber sehr lebendig und das kam bei Kriegseintritt Italiens 1915 dem Vaterland Österreich-Ungarn sehr zugute, denn da waren die Standschützen als die sofort einsatzbereiten Verteidiger der plötzlich eröffneten neuen Front im Süden hoch willkommen.

Die St. Andräer Standschützen standen in der Vallarsa und am Ledrosee im Einsatz, kommandiert von Hauptmann Anton Pichler, Angerer, dem 1916 das Goldene Verdienstkreuz für seine Tapferkeit verliehen wurde. Schützenkompanie St. Andrä Heimat leben und gestalten Für die Faschisten waren die Schützen ein Hauptangriffsziel bei ihren Italianisierungsmaßnahmen – sie wurden sofort verboten und die Kompanien lösten sich auf.

Aber auch dem demokratischen Italien nach dem II. Weltkrieg blieb das Schützenwesen suspekt. Während sich andere Verbände bereits kurz nach dem Krieg wieder konstituieren konnten, kam die Gründung des Südtiroler Schützenbundes erst 1958 zustande. Die Kompanie St. Andrä war Gründungsmitglied.

Neuaufbau in turbulenten Zeiten

Einzelne Schützengruppen gab es schon vorher, so auch in St. Andrä, wo eine Fahnenabordnung in Schützentracht auf dem Foto zur Einweihung des Vinzenz-Goller-Denkmals 1954 zu sehen ist. Als eine der ersten im Lande schlossen sich die St. Andräer Schützen 1955 unter dem Namen Volkstrachtengruppe zu einem Vorläuferverein der Schützenkompanie zusammen.

Eine treibende Kraft und der erste Hauptmann – damals noch Obmann genannt – war Josef Frötscher, Schmied in Mellaun, der aber bereits im selben Jahr in die Schweiz auswanderte. Die führenden Männer der nächsten Jahre waren Hermann Stampfl, Wiesmoar als Obmann, Toni Pichler, Schmiedler als Hauptmann, Johann Kerer, Winkler, späterer Enzianwirt als Stellvertreter und Ignaz Plattner, Schaffer als Fähnrich. Diese vier waren auch die Hauptpersonen eines – aus heutiger Sicht – heiteren Zwischenfalls, der noch lange für Gesprächsstoff sorgte: Im Mai 1959 wurden sie auf der Rückreise von einem Auftritt in Regensburg am Brenner festgehalten und wegen Waffenbesitzes angeklagt: Ihre alten Säbel aus der Kaiserjägerzeit wurden plötzlich nicht mehr als Trachtenteile, sondern als Waffen gewertet – eine reine Schikane. Die Verhandlung endete zwar mit einem Freispruch, die ganze Affäre zeigt aber das gespannte politische Klima jener Jahre, das sich bald in gewaltsamen Aktionen entladen sollte.

Die Bombenanschläge des Jahres 1961 lösten eine Verhaftungswelle aus, in deren Zug auch Anton Gostner, Bacher in St. Leonhard ins Gefängnis kam und dort an den Folgen der erlittenen Misshandlungen starb.

Das italienische Innenministerium betrachtete die Schützen als paramilitärische Verbände und schränkte ihre Tätigkeit durch Verordnungen so weit ein, dass es praktisch einem neuerlichen Verbot gleichkam: Keine Versammlungen, keine Aufmärsche waren erlaubt. In den meisten Kompanien ruhte die Tätigkeit, manche lösten sich auf und auch der Schützenbund selbst war lahmgelegt. Erst 1968 fand wieder eine Landesversammlung statt.

Tradition und Erneuerung

1970 ging eine neue Aufbruchsstimmung durch das Land und auch das Schützenwesen erstarkte in kurzer Zeit neu. Die Kompanie St. Andrä hatte die mageren 1960er Jahre unter Johann Prosch, Baumann einigermaßen überstanden, nun ging es unter Hauptmann Friedrich Gasser, Hotel Post und manchen neuen Gesichtern in der Kommandantschaft in die Zukunft.

Seitdem hat sich die Schützenkompanie kontinuierlich fortentwickelt. Im Jahre 1980 übernahm Michael Prosch, Gostner als Hauptmann die Kompanie. 1985 wurde mit 12 Buben eine Jungschützengruppe gegründet, ein sichtbares Zeichen der Erneuerung.

Beim 15. Alpenregionstreffen in Meran 1998, das alle acht Jahre in Südtirol ausgetragen wird, wurde die Schützenkompanie aufgrund hervorragender Platzierungen bei Marschierwettbewerben als Ehrenkompanie ausgewählt. In den darauffolgenden Jahren kam der Kompanie mehrmals und bei verschiedenen Jubiläumsfeiern diese Auszeichnung zu, so auch im Jahre 2003 von seiten Schützenkompanie Radein-Kaltenbrunn, mit der bis heute eine gute Kameradschaft gepflegt wird.

Den ursprünglichen Sinn des Wortes schützen übertrug man z.B. auf Kulturgüter, wie Wegkreuze und Bildstöcke, von denen die örtliche Kompanie auch einige renovierte. Jüngstes Beispiel ist die Enthüllung einer Gedenktafel für das niedergebrannte Kirchlein beim Mistroler am 6. Dezember 2009 – genau 200 Jahre nach der Brandschatzung durch die Franzosen. Die Beteiligung des Schützenbundes an der Anti-Transit-Bewegung verweist ebenfalls auf den Gedanken des Heimatschutzes.

Der volkstumspolitische Aspekt, die Forderung nach Landeseinheit und Selbstbestimmung, blieb aber immer das Hauptanliegen. Vielen Schützen war die offizielle Linie hierbei zu weich, sodass sich die früher enge Verbindung mit der Politik lockerte und teilweise sogar in Gegensatz umschlug, wie sich beim Protest auf der SVP-Landesversammlung in Meran 1986 unmissverständlich zeigte. Dies setzte sich fort mit wiederholten Aufmärschen gegen faschistische Relikte wie das Siegesdenkmal in Bozen (1991, 1996, 2003, 2008) oder 2009 gegen das Alpini-Denkmal, den Kapuziner-Wastl in Bruneck. Auch die Kompanie St. Andrä beteiligte sich an diesen Kundgebungen.

Die Schützen pflegten immer schon enge Kontakte zum deutschen Sprachraum, um die Volksgruppe zu stärken. So spielte die St. Andräer Kompanie auch eine aktive Rolle bei der Partnerschaft mit Marquartstein, die 1979 geschlossen wurde. Zu einer wirklichen Freundschaft entwickelte sich die Verbindung zum damaligen Bürgermeister von Marquartstein Oberstleutnant Hans Daxer und der Gebirgsschützenkompanie Wössen. Hans Daxer wurde dafür vom Südtiroler Schützenbund mit der Verleihung des Ehrenkranzes gewürdigt. Organisatorische Hilfe leistete die Schützenkompanie auch bei den vom Bildungsausschuss veranstalteten Heimatfernentreffen 1992 und 2003.

Gut in Erinnerung geblieben ist das große Schützenfest 1997 mit Wiedersegnung der 100 Jahre alten, neu restaurierten Schützenfahne, zu dem 60 Abordnungen aus Tirol, Welschtirol und Bayern ins Dorf strömten. Den Ehrenschutz hatte der bayrische Staatsminister Thomas Goppel übernommen, der auch die Festansprache hielt.

Die Tracht

Die Tracht der St. Andräer Schützenkompanie stammt in dieser Form aus dem Jahre 1896, als die großzügige Spende eines gewissen Johann Obexer, genannt Ziffl Hansele, die Anschaffung derselben ermöglichte.

Auffallend daran sind einmal die roten Jacken, die im Bezirk Brixen nur die benachbarten Kompanien von Lüsen, Afers und Villnöss tragen, vor allem aber die hierzulande untypischen Hüte in Unterinntaler Form. Diese Besonderheit ist darauf zurückführen, dass der Spender Beziehungen zur Schützenkompanie Wilten hatte und sich Merkmale der dortigen Schützen zum Vorbild nahm. Die St. Andräer Kompanie war passenderweise im Jahre 1976 bei der 350-Jahr-Feier der Wiltener Schützenkompanie vertreten. Auf höherer Ebene war man beim Wiederaufbau des Schützenwesens 1958 davon übrigens wenig angetan, man wollte eine gewisse bezirksweise Einheitlichkeit in den Trachten. Während man von der Lüsner Kompanie weiß, dass sie darüber in Konflikt mit den Trachtenhütern in Bozen geriet und sogar um den Preis eines kurzzeitigen Ausschlusses aus dem Bund daran festhielt, ist bei uns davon nichts mehr bekannt. Die Kompanie erhielt sogar 1975 auf dem Trachtenball in Meran den 2. Preis für ihre Tracht.

Mitarbeit im Schützenbund

Hauptmann Friedrich Gasser war 1971–81 als Beirat in der Bezirksleitung. Auch sein Nachfolger Michael Prosch war 1987–90 Mitglied in diesem Gremium.

Für ihre Leistungen ist auch Marianne Fischnaller Posch, Ziffler zu nennen. Sie war langjährige Marketenderin der hiesigen Kompanie, von 1983–93 Marketenderinnenbetreuerin im Schützenbezirk Brixen und übte über 12 Jahre dieselbe Funktion auf Bundesebene aus. Als solche war sie auch Mitglied der Bundesleitung war.

Das Arbeitsjahr

Den Auftakt im Jahreslauf bildet seit 20 Jahren der Schützenball, der regelmäßig Anfang Jänner stattfindet.

Ein Fixtermin ist die Andreas-Hofer-Feier mit Jahreshauptversammlung um den 20. Februar, wo oft auch ein Vortrag zu geschichtlichen Themen auf dem Programm steht.

Bei den drei Prozessionen zu Fronleichnam, Herz-Jesu-Sonntag und Hoch-Unser-Frauen (15. August) stellt sich die Kompanie zum Gottesdienst vollzählig mit Fahne im Mittelgang der Kirche auf, marschiert dann mit und feuert seit dem Jahr 2001, als die Südtiroler Schützen die Erlaubnis dazu erhielten, beim letzten Evangelium auf dem Kirchplatz eine Ehrensalve ab. Alle zwei bis drei Jahre wird ein eigenes Schützenfest im Dorf veranstaltet.

Seit jeher ist es bei Schützen der Brauch, zu Festen und Jubiläumsfeiern anderer Kompanien auszurücken oder zumindest Abordnungen zu entsenden, und diese Tradition pflegt auch die hiesige Kompanie, sodass sie viele Ausrückungen zu verzeichnen hat, oft auch weit über die Landesgrenzen hinaus.

Zur Standardtätigkeit gehören auch Übungen an Schießständen und Teilnahmen an Schießwettbewerben, wobei Hptm. Hubert Larcher zwei Mal den Bezirksmeister errungen und die Kompanie einmal den Rundenwettkampf des Bezirkes Brixen gewonnen hat.

Ein langer Wunsch ist mit dem Neubau des Vinzenz-Goller- Hauses 2010 in Erfüllung gegangen: Das dort bereits vorhandene, aber zu kleine Vereinslokal konnte vergrößert und zu einem gemütlichen Treffpunkt eingerichtet werden, der nicht nur die Sitzungen, sondern auch die ganze Kompanie bei Versammlungen oder Vorträgen beherbergen kann.

Ziele der Schützenkompanie St. Andrä

Die Heimat und die Identität des Tiroler Volkes gegen innere und äußere Feinde und Bedrohungen zu schützen und diese Tiroler Identität, angepasst an die moderne Zeit, der Jugend weiterzuvererben.

Dachorganisation auf Landesebene

Südtiroler Schützenbund (SSB) www.schuetzen.com

Gründung

  • 1797 erstmals erwähnt
  • Wiedergründung 1955

Vorstände

  • Hauptmann Anton Pichler, Angerer in Mellaun im ersten Weltkrieg
  • Als weitere Hauptleute der Kompanie werden (ohne genauere Jahresangaben) ein Hauptmann Winkler, Holderlesohn von Musberg und ein Hauptmann vom Gasslerner in Mellaun genannt.
  • 1955 Obmann Josef Frötscher, Schmied, Mellaun
  • 1955 Obmann Hermann Stampfl, Wiesmoar,Hauptmann Toni Pichler, Schmiedler Klerant
  • 1957 Obmann Toni Pichler, Hauptmann Josef Reifer, Oberhofer
  • 1958 Obmann Hermann Stampfl, Hauptmann Toni Pichler
  • 1960 Obmann Johann Prosch, Baumann, Tätigkeit eingeschränkt
  • 1970 Hauptmann Friedrich Gasser, Postwirt, Rücktritt 1980
  • 1980 Hauptmann Michael Prosch, Gostner
  • 1993 Hauptmann Hubert Larcher, Elektriker
  • 2014 Hauptmann Georg Prosch, Mellaun

Leitungsgremium zum 20.02.2017

  • Hauptmann: Georg Prosch, Mellaun
  • Oberleutnant: Armin Frener, St.Andrä
  • Fahnenleutnant: Lukas Piok, St.Andrä
  • 1. Kompanieleutnant: Hubert Fischer, Klerant
  • 2. Kompanieleutnant: Lukas Gasser, Mellaun
  • Oberjäger: Simon Profanter, St.Leonhard
  • 1. Fähnrich: Florian Harrasser, St.Leonhard
  • 2. Fähnrich: Alex Schatzer, St.Andrä
  • Jungschützenbetreuerin: Sonja Oberrauch, Mellaun

Mitgliederzahl

  • 41 Mitglieder
  • 15 unterstützende Mitglieder

Ehrenmitglied

  • Ehrenhauptmann Michael Prosch, Gostner,
  • Ehrenhauptmann Hubert Larcher, St.Andrä
  • Ehrenoberleutnant Josef Regele, St.Andrä
  • Ehrenmitglied Anton Greimel, Gebirgsschützenkompanie Wössen / Achental

Kontaktdaten

Schützenkompanie St.Andrä
Dorfstraße 26
39042 St.Andrä/Brixen/Südtirol
E-Mail: schuetzen@standrae.eu

Hauptmann Georg Prosch
Telefon: 0039/347/27 11 926